Monitoring: Ohne Abstand, ohne Maske: Corona-Leugner demonstrieren und feiern in Berlin
Am Abend des 31.01.2021 demonstrierten in Berlin rund 800 Menschen. Mit der Veranstaltung wollten sich die Teilnehmenden mit den Corona-Protesten solidarisieren, die wenige Stunden zuvor in Wien stattgefunden hatten.
Die turbulenten Szenen aus Österreich – Teilnehmende überwanden unter anderem Polizeiketten – wurden von Rednern in Berlin begrüßt. Ab 18 Uhr versammelten sich am Brandenburger Tor rund 600 Menschen, die anschließend mit einem Marsch über die Straße des 17. Juni bis zur Siegessäule zogen. Dort trafen sie auf rund 200 weitere Demonstrant*innen, die zuvor mit einem Autokorso von der Messe bis zur Siegessäule gefahren waren.
Auf Plakaten und in Redebeiträgen wurden Politiker*innen und Wissenschaftler*innen verächtlich gemacht. So hieß es in Bezug auf die Corona-Mutation, die einzige Mutante säße im Kanzleramt bzw. im Bundestag. Ein Plakat wünschte Christian Drosten und Jens Spahn vor Gericht, auf einem anderen war von “Politverbrechern” die Rede, für die es “gar nicht genug Strafe geben” könne. An der Demonstration nahmen wie bereits in der Vergangenheit Rechtsextreme und Holocaustleugner teil. Auffällig war die vergleichsweise hohe Beteiligung “alternativer” Medienschaffender aus dem rechtsextremen Milieu. So begleiteten etwa Nikolai Nerling (“Volkslehrer”) und Matthäus Westfal (“Aktivist Mann”) den Demonstrationszug. Auch ein Vertreter von Compact TV war zugegen.
Bei der Abschlusskundgebung an der Siegessäule traten auch Rechtsextreme und Reichsbürger als Redner auf. Als der Schlagersänger “Björn Banane” seinen Song “Die Wahrheit” performte, tanzten und feierten die Menschen ausgelassen – Abstände wurden nicht eingehalten, auch Masken waren die Ausnahme. In seiner späteren Rede verglich “Björn Banane” die Polizeimaßnahmen mit dem Nationalsozialismus. Erst vor gut einer Woche hatte “Björn Banane” bei einer ähnlichen Kundgebung am Brandenburger Tor gesagt, er komme sich angesichts der Durchsetzung der Corona-Maßnahmen “wie ein Jude im Dritten Reich” vor.
Die Polizei ließ die Demonstrierenden über längere Zeit trotz massiver Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz gewähren und griff erst spät ein. Erst ab 20 Uhr, rund zwei Stunden nach Beginn der Veranstaltung, gingen die Polizeikräfte gegen einzelne Maskenverweiger*innen vor. Die Versammlung löste sich daraufhin langsam auf.