Monitoring: Neonazi-Demo gegen CSD in Wittenberg

Im sachsen-anhaltinischen Wittenberg fand am 21.06.2025 eine Gegenversammlung zu einem Christopher-Street-Day statt, zu dem die örtliche Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ der Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD) unter dem Motto „Heimat, Familie und Nation statt CSD und Perversion“ aufgerufen hatte. Dem Aufruf folgten rund 70 überwiegend junge Neonazis aus der Region.

Mit Chören wie „Es gibt kein Recht auf Homopropaganda” oder „Heimat, Jugend, Tradition – Nieder mit der Perversion” liefen die Neonazis ohne Sichtkontakt zum CSD in praller Sonne um die Innenstadt herum. Am Schlossplatz erfolgte eine Zwischenkundgebung, auf der der Brandenburger „Die Heimat“ Kader Nico Koal eine kurze Rede hielt. Anschließend zogen sich die Neonazis in den Schatten zurück, um dann zum Bahnhofsvorplatz zurückzulaufen.

Der Anmelder der neonazistischen Demonstration, Jonas Zarrad, trug sichtbar auf seiner Bauchtasche einen Button der seit Ende 2023 verbotenen völkisch-antisemitischen Organisation “Artgemeinschaft”. Erst am Ende Versammlung beschlagnahmte die Polizei diesen Anstecker. Beworben hatten die Organisatoren ihre Versammlung in Sozialen Medien mit einer Grafik, in der „CSD“ in einer Schriftart erschien, die wohl an hebräische Schrift erinnern sollte – offenbar eine antisemitische Anspielung. Redner Nico Koal bezeichnete CSDs als Ausdruck einer „Entartung“, die auf die Frankfurter Schule zurückzuführen sei. Gemeint ist damit die Denkschule vornehmlich jüdischer Philosophen des 20. Jahrhunderts, die immer von Rechtsextremen antisemitisch für gesellschaftliche Veränderungen verantwortlich gemacht wird.

An dem zum ersten Mal in Wittenberg stattfindenden queeren Christopher-Street-Day nahmen laut Polizei 460 Personen teil, etwa doppelt so viele wie erwartet wurden. Das Motto hier: "Vielfalt sichtbar machen!"