Halle-Prozess: Schlusswort von Conrad Rößler
„Du darfst nicht Teil von unserer Gesellschaft sein. Wir schließen dich aus.“
Hier sind die Worte, die ich gerne dem Angeklagten, den anderen Anwesenden und jedem, der meine Ansichten zum Prozess hören möchte mitgeben will.
Es liegt in der menschlichen Natur zwischen zwei Gruppen zu unterscheiden. Der eigenen und der Fremden. Beide werden ja nach Situation angepasst. Die eigene Gruppe kann die Familie, die Arbeitskollegen, der lokale Sportverein oder der Freundeskreis sein und jeder von uns versucht, seine Gruppe zu unterstützen und zu schützen. Es gibt einem das Gefühl von Sicherheit zu wissen, dass man nicht allein ist.
Du bist viel allein und hast dir von all den Gruppen, die so ziemlich größten ausgesucht. Deine Nationalität und Hautfarbe. Diese Gruppen wolltest du vor allem schützen, was dir fremd ist. Aber das Attribut, eine weiße Hautfarbe oder Deutsch als Muttersprache zu haben, ist genauso bedeutungslos wie Links- oder Rechtshänder zu sein.
Geschlecht, Sexualität, Nationalität nichts davon kann man sich aussuchen, warum misst Du ihnen also Bedeutung bei? Nur die Handlungen eines Menschen lassen Bewertung zu. Und deine Handlungen lassen uns wie folgt urteilen: Du darfst nicht Teil von unserer Gesellschaft sein. Wir schließen dich aus. Wir wollen deinen Hass nicht teilen. Wir trauern geschlossen um die Opfer deiner Ideologie, aber wir lassen uns nicht auf dein Niveau herab. Wir gestehen dir die Rechte zu, die du anderen verweigern willst. Du hast das Recht zu leben. Nur nicht mehr mit uns. Du wirst viel Zeit haben über dich und deine Ideologien zu nachzudenken. Du wirst deine Taten verarbeiten müssen. Ich hoffe ernsthaft, dass du es bereuen wirst, was du getan hast. Dass du es bereuen wirst, nicht mehr Teil von uns sein zu dürfen.
Dieser Prozess hat gezeigt, welche Ideale wir in unserer Gesellschaft leben wollen. Daher danken ich allen, die den Betroffenen ihre Kraft und Zeit geschenkt haben.“