Das Projekt #HalleProzess

Neun Monate nach dem antisemitischen und rassistischen Anschlag in Halle beginnt am 21. Juli in Magdeburg der Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter Stephan B. Der 28-Jährige ist unter anderem wegen zweifachen Mordes und versuchten Mordes in 68 Fällen angeklagt.

Am 9. Oktober 2019 versuchte ein schwer bewaffneter Mann, die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Halle zu stürmen, um unter den Jüdinnen und Juden, die dort den höchsten Feiertag begingen, ein Massaker anzurichten. Der Täter erschoss die Passantin Jana L. und machte sich auf den Weg zu einem naheliegenden Dönerimbiss. Dort erschoss er den 20-jährigen Kevin S. Ein Video, das er von der Tat streamte, und Dokumente, die er zuvor hochlud, belegen den rechtsextremen, antisemitischen und rassistischen Hintergrund der Tat.

Wir, der Verein democ. Zentrum Demokratischer Widerspruch e. V., werden den Prozess kontinuierlich beobachten und von ihm berichten. Während die mediale Aufmerksamkeit zu Beginn eines solch aufwändigen Verfahrens groß ist, sinkt sie erfahrungsgemäß mit dem zähen Verlauf der Verhandlungen schnell.

Wir sind jedoch davon überzeugt, dass es wichtig ist, den Prozess kontinuierlich zu begleiten und Sitzungsprotokolle über die gesamte Hauptverhandlung hinweg anzufertigen. Seit Jahren arbeiten wir wissenschaftlich und journalistisch zu Antisemitismus, der extremen Rechten und Terrorismus. Uns interessiert: Was genau geschah am 9. Oktober 2019? Wie radikalisierte sich Stephan B.? Welche politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse ermöglichten seine Tat? Und warum konnten die Sicherheitsbehörden ihn nicht stoppen?

Wir werden zeitnah Kurzberichte zu und Protokolle der jeweiligen Verhandlungstage zur Verfügung stellen und über den Verlauf des Verfahrens in kurzen Videos informieren.

Unsere Mitschriften sind als Buchpublikation: Der Halle-Prozess: Mitschriften

Ansprechpartner

Tuija Wigard widmet sich seit Jahren der Beobachtung und Analyse von anti-demokratischen Bewegungen. Die Schwerpunkte der Politikwissenschaftlerin liegen auf aktuellen Erscheinungsformen des Antisemitismus, Rechtsextremismus und Islamismus. Von 2017 bis 2019 arbeitete sie als Redakteurin für das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e. V. (JFDA) im Bereich Monitoring. Seit Anfang 2020 ist sie Vorstandsmitglied von democ.

Linus Pook arbeitet als Videojournalist zu Antisemitismus und der extremen Rechten. Nach seinem Studium der Philosophie und Theaterwissenschaft studiert er gegenwärtig Interdisziplinäre Antisemitismusforschung in Berlin. Von 2017 bis 2019 war er für das JFDA als Redakteur, Referent und im Bereich der politischen Kommunikation tätig. Er ist Vorstandsmitglied von democ.

Grischa Stanjek ist Vorstands- und Gründungsmitglied von democ. Zuvor war er Director of Communications beim Internationalen Institut für Bildung-, Sozial- und Antisemitismusforschung (IIBSA) und Leiter der Medienabteilung des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA). Er studierte Kommunikationsdesign (BA) und arbeitete als Bildungsreferent, Programmierer und Fotograf in Berlin, New York und Tel Aviv.

Michal Blau ist Masterstudentin der klinischen Psychologie, sowie Stipendiatin des Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerks (ELES). Sie wurde in Israel geboren und ist 2014 nach Deutschland eingewandert. Seitdem engagiert sie sich parallel zu ihrem Studium ehrenamtlich in Organisationen zur Bekämpfung des Antisemitismus. Sie hat einen Hintergrund in der visuellen Kommunikationswissenschaft und war ehrenamtlich als Designerin und Übersetzerin für schwerhörige Menschen in Israel und Deutschland tätig.

Mitarbeit: Sharon Kotkovsky, Bernadette Schultze-Jena, Caroline Bollien, Jonas Fedders und Vincent Wolff.

Kontakt: kontakt@democ.de